Sankt Petrus Tübingen
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Katholische Kirchengemeinde St. Petrus
in Tübingen-Lustnau

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Film über die Aufgabe des Ständigen Diakons (Josef Ambros) in der Mediathek der Diözese

 

Verheiratete Kleriker - Der Beruf des Diakons

Artikel von Dr. Thomas Hanstein, geschrieben für das Schwäbische Tagblatt, 21.4.2010 (hier als pdf)

Diakone kennt man aus der evangelischen Kirche, auch die Orthodoxie hat diesen Dienst bewahrt. Diakone sind neutestamentlich bezeugt (zum Beispiel in Apg 6; 1. Tim 3) und bildeten in der Urkirche gemeinsam mit dem Bischof ein Doppelamt.

Der Bischof gilt seit Alters her als „Vater der Armen“. Und da er im Zuge wachsender Gemeinden – in die hinein dann auch erst das Amt des Presbyters, des Priesters hinzu trat – mit mehr Aufgaben gefordert war, gab er die Sorge für die Armen an den Diakon ab, dessen liturgisches Gewand heute noch von dieser Aufgabe zeugt. Zwar erkennt man den Diakon, wenn er Wortgottesdienste leitet, der Eucharistie beisteht, das Evangelium verkündet, tauft, traut und beerdigt, an der quer – von links oben nach rechts unten – verlaufenden Stola.
Doch ist das ihm eigene Gewand die so genannte Dalmatik: ein weit geschnittenes Schürzengewand, das der Diakon in der Urkirche für die Kollekte in
Form von Naturalien benötigte, die nach dem Gottesdienst an die Armen verteilt wurden.

Diese Verbindung aus Gottes- und Weltdienst, Liturgie und Diakonie ist mit den Jahrhunderten in der katholischen Tradition verloren gegangen. Je mehr sich die Liturgie entfaltete und je mehr sich die Kirche der weltlichen Ständeordnung anpasste,
desto mehr geriet die Diakonie in Vergessenheit. So sehr, dass der Diakonat schließlich zum Durchlaufamt angehender Priester avancierte. Noch heute werden die Priesteramtskandidaten ein Jahr vor ihrer Priesterweihe zum Diakon geweiht.

Das Zweite Vatikanische Konzil (1962-65) konnte den Diakonat als Ständigen Diakonat – also eben nicht als Durchlaufform zum Priesteramt – wieder einführen. Seither wurde insbesondere in Deutschland an der diakonischen Profilschärfung
gearbeitet. Die Frucht dieser Bemühungen zeigt sich heute in der stetig wachsenden Zahl an Diakonen, als der seit Jahren einzig wachsenden kirchlichen Berufsgruppe! In ganz Deutschland wirken rund 3000 Diakone, in der Diözese Rottenburg-
Stuttgart über 250. Und in Tübingen führt eine Hand voll ihren Dienst – zum Teil in oder neben ihrem bürgerlichen Beruf, zum Teil im Hauptberuf – engagiert aus: in der Caritas- und Gefängnisarbeit, in der Altenseelsorge oder in der Gemeindearbeit. Gemeinsam ist ihnen die Vision einer Kirche, die in die Gesellschaft hinein wirkt, sich nicht verschließt vor den seelischen und materiellen Nöten der Menschen, die im leidenden, gebeugten Mitmenschen ebenso den Dienst an ihrem
Herrn versteht wie in der Feier der Gottesdienste.

Da Diakone bei Dienstantritt zumeist älter sind, verfügen sie oft über mehrere Berufe – darunter Handwerker wie Professoren – und Familie. Damit sind sie die einzigen unter den Katholiken, die alle Sakramente empfangen können: Die Ordination schließt die Ehe nicht aus. Eine dreieinhalbjährige berufsbegleitende Ausbildung bereitet die Diakone auf ihre Aufgaben vor.

Nach ökumenischer Auffassung ist das Amt konstitutiv. Während der Priester die Gemeinde daran erinnert, dass sie „nicht aus sich“ lebt, besteht die Aufgabe des Diakons in der Erinnerung des „Nicht für sich selbst“. Dieser Dienst wird in einer
Kirche, in der sich die gesellschaftliche Bandbreite nicht immer spiegelt, immer wichtiger: Entgrenzung ist ein jesuanischer Leitgedanke der Diakone.

„Gemeinsam ist den Diakonen die Vision einer Kirche, die in die Gesellschaft hinein wirkt.“

Thomas Hanstein









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